Kann CBD Öl Leberschäden verursachen?

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Obwohl wir uns bereits dem Ende des Jahres 2019 nähern, sind immer noch unglaubliche Dinge möglich. So kann zum Beispiel eine kleine Forschung an Mäusen, die man mit fragwürdiger Methodik durchführt und in einem nachrangigen Magazin veröffentlicht, einen Paniksturm in den Medien auslösen.

Aber der Reihe nach. Wie du vielleicht gesehen hast, hat Forbes kürzlich einen Artikel mit dem Titel „Marihuana-Forschung findet heraus: CBD kann Leberschäden verursachen“ veröffentlicht. In dem Bericht ging es um eine Forschung der medizinischen Universität von Arkansas (USA).

Die Untersuchung kam zu beunruhigenden Ergebnissen. Die Forscher entdeckten, dass Mäuse, die höhere Dosen von CBD erhielten, nach nur 24 Stunden bereits Anzeichen von Leberschäden zeigten. Innerhalb weniger Tage starben 75 % der Tiere oder waren dem Tode nahe.

Project CBD schaut genauer hin

Die Website Projekt CBD hat sich die Forschungsergebnisse genauer angesehen und viele Fehler im Forbes-Artikels entdeckt. Schon in der Zusammenfassung der Ergebnisse finden sich Fehler. So heißt es, dass „75 % der Mäuse, die 615 mg/kg“ CBD erhielten, sich nach wenigen Tagen im Zustand des Sterbens befanden. Allerdings erhielten nur 6 Mäuse diese Dosis. Man muss nicht Mathematik studiert haben, um zu erkennen, dass hier etwas nicht stimmen kann. 75 Prozent von 6 sind 4,5. Wie mag wohl die „halbe“ todgeweihte Maus ausgesehen haben?

Weiter zeigte Project CBD auf, dass einige der verabreichten Mengen astronomische Höhen hatten. So gaben die Wissenschaftler den Mäusen einzelne Dosierungen von CBD. Diese reichten von angeblich „niedrigen“ Mengen von 246 mg/kg bis zu Megadosen von 2.460 mg/kg CBD. Die maximal für Menschen empfohlene Dosis für das CBD-Isolat Epidiolex liegt bei 20 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Das ist (gemessen an der Höchstdosis) weniger als ein Hundertstel dessen, was die Forscher ihren Mäusen gaben.

Wurde den Mäusen zuviel CBD verabreicht?

Die Forscher rechtfertigten die hohe Gabe mit dem Modell der allometrischen Skalierung. Dabei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um eine Reihe von Regeln zum Abschätzen einer gleichwertig potenten Dosis einer Substanz bei Menschen und Tieren.

Project CBD argumentierte dagegen, dass die allometrische Skalierung bestenfalls eine Daumenregel sei. Zudem sei sie für Cannabinoide ungeeignet, da die hohen Dosen das körpereigene System sofort sättigen.

Insgesamt beschrieb Project CBD die Untersuchung der Forscher als den Versuch einer Diffamierung von CBD, nicht als wissenschaftliche Arbeit. Zur Untermauerung zeigte Project CBD auf, das die Forscher nur bestimmte andere Forschungsergebnisse herausgepickt hatten. Zudem hätten sie die Vorteile von CBD heruntergespielt und die Nebenwirkungen aufgebauscht.

Dazu ein Beispiel: Die Forscher haben neun Quellen zitiert, die belegen sollen, dass „zahlreiche Berichte neurologische, kardiovaskuläre und reproduktive Toxizitäten nach CBD-Nutzung belegen“. Von den neun Quellen befasst sich jedoch nur eine mit Menschen – und gerade diese Quelle verneint eine Giftigkeit (Toxizität).

Das Fachblatt ist zweifelhaft

Auch die (chemische) Fachzeitschrift „Molecules“, die die Forschung veröffentlichte, sieht sich Zweifeln ausgesetzt. So ist der Verlag MDPI, in dem Molecules erscheint, bereits als „rücksichtslos“ bezeichnet worden und soll auch unvertretbare Artikel veröffentlichen. Das mag nicht für alle 213 Zeitschriften unter dem Dach von MDPI gelten, aber es wirft ein schlechtes Licht auf den Verlag.

Was könnte dahinterstecken?

Warum aber könnte jemand so Stimmung gegen CBD machen wollen? Aufschluss dazu gibt vielleicht ein in Leafly erschienener Artikel. Darin wird eine Anhörung vor der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) im vergangenen Mai beschrieben. Gehört wurde Alice Mead, die als Vertreterin des großen britischen Pharmaunternehmens „GW Pharmaceuticals“ auftrat. Zu GW Pharmaceuticals muss man wissen, dass sich das Unternehmen der Entwicklung von medizinischen Extrakten aus der Hanfpflanze widmet und auch das Medikament Epidiolex entwickelt hat.

Wenn große Pharmaunternehmen mit der FDA sprechen, zeichnen sie gewöhnlich das denkbar rostigste Bild. In diesem Fall aber erklärte Mead, dass CBD möglicherweise „der Leber schadet“ und „starke Drogen-Drogen-Interaktionen“ habe.

Besonders entlarvend war dann, als sie von einem „starken regulatorischen Rahmenwerk“ sprach. Nachtigall, ick hör dir trapsen! Leafly hatte bereits von dem Versuch des Unternehmens berichtet, ein Monopol für CBD aufzubauen. Hohe regulatorische Hürden würden kleinere Konkurrenten abhalten und sicherstellen, dass nur GW Pharmaceuticals diese überspringen kann.

Fazit

Du siehst, der Drang nach Klicks und die Gier mancher Unternehmen können heute die wildesten Blüten treiben. Um so wichtiger ist es, dass du dich umfassend informierst und selbst nachdenkst. Was ist zum Beispiel plausibler: Dass Hunderttausende Nutzer im Internet von CBD überzeugt sind und die vielfältigen Vorteile über Jahre hinweg loben? Oder dass ein großes Pharmaunternehmen, das selbst auf CBD aufbaut, vor den Gefahren warnt? Die Antwort sollte klar sein.

Lass dich also nicht verrückt machen und vertraue deinem eigenen Urteil. Zwar besteht noch Forschungsbedarf im Bereich CBD, aber die bisherigen Ergebnisse sind mehr als positiv. Zudem ist CBD ein natürlicher Wirkstoff und hat daher eine hohe Wahrscheinlichkeit der Verträglichkeit. Es ist zu erwarten, dass die neuere Forschung weitere Vorteile von CBD aufdeckt. Der Siegeszug von CBD ist zu offensichtlich, um ihn aufzuhalten.

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